Wenn in den Playoffs nicht noch ein Wunder geschieht, dann dürfen wir Adam Reideborn als schwächsten ausländischen Goalie der Geschichte bezeichnen. Wenn sogar die jeder Polemik abholde und dem Klub nahestehende «Berner Zeitung» ihre Leser genüsslich darauf aufmerksam macht, dass Klotens Torhüter Sandro Zurkirchen 92,30 Prozent der Schüsse pariert habe, Adam Reideborn hingegen lediglich 81,82 Prozent, dann ahnen wir: Der SCB hat ein Goalie-Problem.
Der SCB braucht, um künftig ein meisterlicher Titan zu sein, einen guten und einen sehr guten Goalie. Der Vertrag mit Adam Reideborn ist bereits vorzeitig und ohne Not bis 2026 verlängert worden. Ihm zur Seite stehen nächste Saison: Christof von Burg (23), ohne jede NL-Erfahrung und Andri Henauer (22), nicht einmal in Basel die Nummer 1.
Das Goalie-Problem beim SCB ist also programmiert. Oder der Ober- und Untersportchef denken das Undenkbare: ein zweiter ausländischer Goalie. Verrückt? Nein, beim SCB gar logisch.
Ein ausländischer Goalie schafft taktische und auch sonstige Unruhe: Spielt er, muss einer der ausländischen Feldspieler auf die Tribüne. Der Coach ist genötigt, jedes Mal wegen der Absenz eines Schlüsselspielers umzustellen. Oft sogar die erste Powerplay-Formation.
Mit zwei ausländischen Goalies entfällt dieser destabilisierende Effekt. Im Tor steht ein Ausländer. Punkt. Es wird nicht schwierig sein, einen besseren ausländischen Torhüter zu finden als Adam Reideborn. Und dann ist der Schwede eben die beste Nummer 2 der Liga.
Der SCB ist mit Schweizer Spielern inzwischen gut genug besetzt, um mit fünf ausländischen Feldspielern auszukommen. Steht Adam Reideborn im Kasten, spielt der SCB ja bereits diese Saison «nur» mit fünf Feldspielern mit Ausländer-Lizenz.
Wenn in den Playoffs nicht noch ein Wunder geschieht, dann wird die Position von Dominik Kahun beim SCB unhaltbar. Trotz hoch dotierten Vertrags bis 2027. Er sass gegen Kloten erneut auf der Tribüne und auch das hat die jeder Polemik abholde und dem Klub nahestehende «Berner Zeitung» ihren Lesenden unter die Nase gerieben. Dabei müsste Jussi Tapola doch alles Interesse daran haben, seinem Schillerfalter in den restlichen Qualifikationspartien mit viel Eiszeit, viel Ego-Streicheleinheiten und einer Suspendierung von den defensiven Aufgaben endlich wieder Flügel zu verleihen.
Gut, hat der SCB einen Unter- und Obersportchef. So kann schon mal einer von beiden das Undenkbare denken: Dominik Kahun nach Langnau.
Einen der teuersten Spieler der Liga aus einem laufenden Vertrag heraus zu transferieren, erfordert ja einige Denkarbeit. Erstens muss der neue Arbeitgeber dem betreffenden Spieler passen und zweitens ist es besser, nicht einen Titelkonkurrenten zu verstärken.
Der Idealfall wäre natürlich Dominik Kahun und sein langjähriger Freund Dominik Kubalik im gleichen Team. Eine Vereinigung der beiden «Königskinder» beim SCB ist inzwischen ebenso unrealistisch wie bei Ambri.
Wenn Dominik Kahun weiterhin die hohe Lebensqualität in der National League – im Vergleich zu allen anderen Ligen der Welt ein «Disneyland des Hockeys» – geniessen will, wenn er nicht DEL-Rumpelhockey zwischen München und Berlin oder Schablonen-Hockey in Skandinavien arbeiten will, dann sind die SCL Tigers für ihn perfekt. Dort wäre er nicht dem Druck und den Machtspielchen eines taktischen Zuchtmeisters ausgesetzt. Ganz im Gegenteil: Er würde sich beim Trainer allerhöchster Wertschätzung erfreuen. In einer Hockeykultur, die nicht von Siegen und Titeln allein lebt, könnte er unbeschwert stürmen, sein Talent entfalten und auch mal die Defensivaufgaben vernachlässigen.
Die SCL Tigers haben auf nächste Saison mit Hannes Björninen so etwas wie Finnlands Antwort auf Pascal Berger verpflichtet. Sie brauchen auf den Ausländerpositionen unbedingt mehr offensive Feuerkraft. Dominik Kahun wäre das offensive Sahnehäubchen auf einem defensiv soliden, gut strukturierten Spiel. Dazu kommt: Langnau will sowieso nicht Meister werden. Wichtiger für die Emmentaler ist gute Unterhaltung und Spektakel zwischen September und Ende Februar. Und dafür kann Dominik Kahun sorgen. Wie einst Peter Sullivan.
Es ist sicherlich angenehmer und reizvoller, in Langnau König und Publikumsliebling als in Bern Jussi Tapolas taktischer Stiefelknecht zu sein. Sagte nicht schon Julius Cäsar, es sei besser, der Erste im Dorfe als der Zweite in Rom zu sein? Na also.
Und Dominik Kahun ist im «Hockey-Rom» Bern nicht einmal die Nummer 2. Vielmehr war er gegen Kloten als teuerster überzähliger Spieler der Liga die Nummer 23. Nächste Saison wäre er in der SCB-Ausländer-Hierarchie hinter Adam Reideborn, Hardy Häman Aktell, Anton Lindholm, Victor Ejdsell, Miro Aaltonen und Waltteri Merelä höchstens die Nummer 7.
Ein Transfer des WM- und Olympiafinalisten wäre natürlich eine finanzielle Herausforderung für die SCL Tigers. Aber der SCB wird ein Interesse daran haben, aus dem Vertrag mit Dominik Kahun herauszukommen und sich spendabel zu zeigen. Es wäre ein Geschäft, das nicht den Sportchefs überlassen werden könnte und das auf der Ebene des Verwaltungsrates ausgehandelt werden müsste. Am besten zwischen Marc Lüthi und einem Langnauer Verwaltungsrat bei einem Mittagessen weitab vom Schuss in Thun. Die zwei würden noch vor dem Dessert einen Deal aushandeln.
Das sind natürlich alles bloss Gedankenspiele. Zwischen Polemik und Science-Fiction anzusiedeln. Aber Donald Trump wäre nicht US-Präsident geworden, wenn einst Columbus nicht das Undenkbare gedacht hätte und nach Amerika gesegelt wäre. Am Anfang stehen die Gedanken, dann folgen Worte und schliesslich Taten.
PS: Das Undenkbare denken bedeutet beim SCB auch: In den Playoffs geschieht ein Wunder.
Klaus. es reicht langsam echt. Ich mag den Reideborn ja auch nicht. Nicht Lange her hast du ihn als Berns schlechteste Nummer eins bezeichnet und hättest nur bis 20/21 zurückschauen müssen um zu bemerken das dies nicht stimmt. Nun ist er gar der schlechteste Ausländische Goalie der Geschichte (bei 90,5%). Was ist mit Raanta 90,2, Húska 89,6, Juvonen 89,3 in dieser Saison.
Oder Olkinoura 90,2, Metsola 90,1, Koskinen 90,0 in der letzten Saison.
Evtl. sollte mal wer dem Klaus auf die Finger klopfen.